Unterfütterung, Prothesenunterfütterung
Jeder Kiefer kann sich im Laufe von Jahren verändern, was eine Unterfütterung bedingt.
Die häufigsten Gründe für eine Unterfütterung bzw. Prothesenunterfütterung sind Knochenabbau (Osteoporose) oder übermässige Gewichtsschwankungen. Falls eine Kunststoffprothese nicht mehr richtig sitzt, muss sie mit neuem Kunststoff den Veränderungen angepasst werden. Prothesenunterfütterung ist eine "Auffütterung" bzw. ein Verfahren, um eine nicht mehr korrekt sitzende Prothese bzw. Zahnprothese dem natürlichen Veränderungen unterliegenden Kiefer ("Kieferschwund" bzw. Kieferknochenschwund) wieder exakt anzupassen.
Bei der Unterfütterung unterscheidet man:
♦ Direkte Unterfütterung
Die direkte Unterfütterung geschieht durch Auftragen eines Kunststoffes ("Kaltpolymerisat") auf die Prothese. Durch ein anschliessendes Einsetzen in den Mund werden bei der direkten Unterfütterung die fehlenden Partien ausgeglichen. Nach der Erhärtung des Kunststoffs wird die so aufgefütterte Prothese noch entsprechend nachbearbeitet. Wegen möglicher Allergien und Wärmeentwicklung bei der Abbindung des Kaltpolymerisates auf der Mundschleimhaut und den mangelnden Möglichkeiten der Nachbearbeitung ist dieses Verfahren umstritten.
♦ Indirekte Unterfütterung
Bei der indirekten Unterfütterung der Prothese wird ein Abdruckmaterial aufgebracht und dieser "Prothesenabdruck", welcher im Prinzip bei einer Vollprothese einem Funktionsabdruck gleicht, in einem zahntechnischen Labor entsprechend verarbeitet, so wie bei der Herstellung einer neuen Prothese. So findet eine Erneuerung des zur Mundschleimhaut zugewandten Teils der Prothesenbasis statt. Ersatzzähne (Prothesenzähne) und evt. Klammern oder andere Halteelemente bleiben unverändert.
♦ Weichbleibende Unterfütterung
Eine weichbleibende Unterfütterung wird bei besonders empfindlichen Kieferabschnitten, welche trotz korrekter Abformung ständig zur Druckstellenbildung neigen oder ungünstigen anatomischen Verhältnissen, werden zur Unterfütterung dauerhaft weichbleibende Materialien (Acrylate, Silikone) angewandt. Besonders im zahnlosen Unterkiefer wird die wenig gebräuchliche weichbleibende Unterfütterung angewandt, denn diese Methode ist Anfällig gegen Keimbesiedlung (candida albicans) mit der Folge einer Prothesenstomatitis. Acrylate sind härter und rauer als Silikone und weisen die höchste Besiedelung von Mikroorganismen auf. Silikone weisen dagegen eine verhältnismässig glatte Oberfläche auf und werden mikrobiell weniger belastet.